lust judgement

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2016/07/25

Das Ende der Alexandrinischen Schule




Das Wissen des Alten Orients und des Hellenismus gipfelte in der Schule von Alexandria. Wissen wurde institutionalisiert, in den berühmten Bibliotheken von Alexandria mit den zwei Hauptbibliotheken Museion und Serapion wurde geforscht und gelehrt wurde wie in unseren heutigen Universitäten.
Leistungen wurden vor allem auf den Gebieten Medizin, Geografie, Astronomie, Mathematik und Technik erbracht: Herophilos erforschte (bzw. vivisezierte) das menschliche Gehirn, Heron erfand die Dampfmaschine (die im England des 18. Jahrhundert nochmal neu erfunden wurde), der Techniker Ktesibios komprimierte Luft und konstruierte Wasserpumpen und Orgeln, Aristarchos erkannte als erster das heliozentrische Weltbild (das 1800 Jahre später neu entwickelt wurde), Eratosthenes berechnete den Erdumfang richtig, berühmte Mathematiker waren Archimedes und Euklid.
Die Weltgeschichte hätte ihren Lauf nehmen können, die Schulen und das Wissen hätte sich weiterentwickeln und ausbreiten können – doch just da kam es zur Ausbreitung des abrahamitischen Kultes, zur gewaltsamen Unterwerfung der damals bekannten Welt unter Christentum und Islam. Die Schule von Alexandria wurde vernichtet: Um 389 wurde das Serapion vom christlichen Bischof Theophilus zerstört. 416 wurde die Philosophin Hypatia von Alexandria vom christlichen Mob getötet und zerstückelt. (Aus dem brutalen Tod erfanden christliche Ideologen dann perverserweise die Legende der Märtyrerin Katharina von Alexandria – nur vertauschten sie die Rollen von Christen und Heiden.) 529 verbot der christliche Kaiser Justinian die letzte existierende Philosophenschule, die Platonische Akademie in Athen, die letzten Philosophen zogen an den Hof des persischen Königs Chosrau. Wenig später kam es zur islamischen Invasion des mediterranen Raumes: Um 642, rotteten die Invasoren die letzten Reste der Alexandrinischen Schule aus. Der muslimische Eroberer soll die letzten Papyri zur Beheizung seiner Bäder verwendet haben.
Im Mittelmeerraum und in Europa begann mit der Vernichtung der antiken Schulen die Hoch-Zeit des abrahamitischen Kultes. Man zerstörte die Akademien, Bibliotheken und Schulen und baute an ihrer Stelle Moscheen und Kirchen. Nur ein Bruchteil der hellenistischen und babylonischen Texte überlebte diese finstere Zeit, fast alles ist für immer verloren. Es dauerte fast 1000 Jahre, bis einzelne Texte der alten Welt über persische, dann arabische Gelehrte auch nach Europa kamen und wieder erste Universitäten gegründet wurden.
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PS: Die Geschichte der Hypatia wurde vor kurzem verfilmt:

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